Pro Romania e.V.
Rundbrief im Dezember 2025

Anspruch und Wirklichkeit

Autor: Werner Becker

Ein wesentlicher Aspekt unserer über 30 jährigen Zusammenarbeit mit der Ortschaft Alios im Banat war das Bemühen, "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten, Vorbild zu sein und Eigeninitiative zu wecken. Zahlreiche Projekte, beginnend mit handwerklichen Arbeiten in Schule und Kindergarten über Werkstattprojekte in unserem Alcar Zentrum bis hin zum jahrzehntelangen Betrieb unseres Second Hand Ladens im Centru de caritate wurden umgesetzt. Kinderfeste in der Schule erzeugten Freude und Zusammengehörigkeitsgefühl. Unsere Patenschaftsmodelle, unser Ausbildungsfond und unser Schulprojekt waren eine große Starthilfe für viele Kinder und Jugendliche in ihr späteres Leben. Unser Bildungsangebot im Alcarzentrum in Form von Kursen und Lehrgängen ermöglichte es den Teilnehmern, Kenntnisse zu erwerben und den Dozenten, etwas Geld zu verdienen. Im Second Hand Laden wurden Arbeitsplätze geschaffen, die den Beschäftigten neben ihrem regelmäßigen Einkommen auch Rentenansprüche und Krankenversicherungsschutz boten.

All das führte leider nicht dazu, dass in Alios nach der Beendigung unserer jährlichen Gütertransporte ins Second Hand Geschäft (insgesamt ca 50 40 Tonner LKW Transporte) und der damit verbundenen Schließung des Ladens, Ideen entwickelt wurden, die eine weitere Unterstützung in irgend einer Form rechtfertigte. Trotz jahrelanger Ankündigung der Schließung und dem Angebot der finanziellen Unterstützung bei in Eigenregie entworfenen Projekten, fand sich in Alios in keiner Weise ein Eigenengagement, das ein weiteres Engagement seitens Pro Romanias, zumal im Hinblick auf die oben beschriebene Zielsetzung und den Anspruch, den wir mit unserer Tätigkeit auch satzungsgemäß verfolgen, begründen und rechtfertigen ließ.

Eine konstruktive Zusammenarbeit geht über die reine Hilfeleistung hinaus. Sie darf sich nicht in einer einseitigen Erwartungshaltung erschöpfen und nur die formale Erledigung der mit den Projekten anfallenden Arbeiten im Blickfeld haben. Das muss jedem Beteiligten klar und einsichtig sein.

Wir von Pro Romania haben daher beschlossen, in erster Linie Projekte zu unterstützen, die in Rumänien selbst ins Leben gerufen wurden, auf Eigenengagement beruhen und nicht auf der Hilfe und Unterstützung aus dem Ausland aufgebaut sind. Wir glauben, dass die Zeit dafür jetzt gekommen ist. Natürlich bekunden wir auch weiterhin unsere Solidarität mit den Menschen, ganz besonders aus unserer Partnerortschaft, und unterstützen auch Projekte anderer Rumänienorganisationen, die eben diese Solidarität mit ihren Projekten zum Ausdruck bringen wollen.

Euer Werner


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