Verein für Solidarität und Völkerverständigung

Vereinsstrategien im Wandel der Zeit

20.12.1989 - Timisoara ist die erste kommunismusfreie Stadt in Rumänien. Zuvor, am 17.12.1989, gab der kommunistische Diktator Ceaucescu den Streitkräften den Befehl, das Feuer auf die Demonstranten zu eröffnen. Hunderte wurden getötet, auch viele Kinder auf der Treppe der orthodoxen Kathedrale. Aber dann geschah das Wunder. Die Armee verbrüderte sich mit den Demonstranten, und Tage später griff die Revolution auf weitere große Städte wie Bukarest, Cluj, Sibiu, Arad und andere über und beendete die jahrzehntelange Schreckensherrschaft in Rumänien.

Knapp eineinhalb Jahre später gründete sich unser Verein Pro Romania e.V., der bis heute aktiv ist. Hautnah haben wir die Ära des Aufbruchs und des steinigen und kurvenreichen Weges in die Demokratie und nach Europa miterlebt und durchlebt. Die Hinterlassenschaften des verbrecherischen Systems waren unfassbar und sind schier unbeschreiblich.
Ganz schnell wurde deutlich: wir werden uns engagieren, nach unseren Möglichkeiten Unterstützung leisten.
Anfangs standen materielle und handwerkliche Unterstützung im Vordergrund. Wir schickten Bautrupps in unsere Partnerortschaft Alios im Banat, um Schule, Kindergarten und öffentliche Einrichtungen zu sanieren, wir schickten landwirtschaftliches Gerät, vornehmlich Traktoren nach Alios, um Privatpersonen zu ermöglichen, ihre Arbeiten auf den Feldern zu verrichten. Insgesamt 50 Vierzigtonner LKW Transporte, vollbeladen mit Gegenständen des täglichen Bedarfs fanden den Weg nach Alios und zu den dortigen Menschen.
Wir boten den Schülerinnen und Schülern und den Lehrerinnen und Lehrern mehrmals die Möglichkeit, uns in Deutschland zu besuchen. „Conquest of paradise“ haben unsere Freunde das genannt. Wir vergaben Stipendien für leistungsbereite Schülerinnen und Schüler, wir riefen einen Ausbildungsfond ins Leben, vermittelten persönliche Patenschaften, riefen Kurse in unserem Alcarzentrum ins Leben nach dem Modell einer Volkshochschule und entlohnten die Dozenten. Wir riefen ein Schulprojekt ins Leben, bei dem zielstrebige und lernwillige Schülerinnen und Schüler sich ein Startkapital fürs Leben erarbeiten konnten. Wir setzten auf Chancengleichheit und ließen jedem der wollte zahlreiche Möglichkeiten zur Unterstützung zukommen.

Mit dem Beitritt Rumäniens zur EU im Jahr 2007 hat sich die Situation, anfangs langsam, später mit zunehmendem Tempo entspannt und verbessert und somit auch die Arbeit unseres Vereins verändert. Unser Vereinsslogan „Ajutor pentru Romania“ (Hilfe für Rumänien) wurde geändert in „Prietenie cu Romania“ (Freundschaft mit Rumänien), und die anfangs im Vordergrund stehende materielle Hilfe trat in den Hintergrund. Neben der Aufrechterhaltung unseres Second Hand Ladens in Alios bis ins Jahr 2022 starteten wir parallel unsere Touristikprojekte, Projekte, die durch die persönliche Begegnung mit den Menschen Vorurteile abbauen und zu einer besseren Völkerverständigung beitragen sollen. So haben wir Anlaufstationen im gesamten Land aufgebaut, vom Donaugebiet im Süden über das Banat, Siebenbürgen, die Maramures, die Bukowina bis ins Donaudelta im Osten. Wir haben viele Freunde gefunden, und viele sind mittlerweile gegangen.

In einer Ära von jetzt bereits 32 Jahren ändert sich Vieles. Schwerpunkte werden verändert und anders gesetzt. Die Menschen verändern sich, anfängliche Lethargie und Verzweiflung wandeln sich in Aufbruchstimmung, Engagement und Unternehmungslust, wohl nicht bei allen, aber bei vielen.

Diese positive Entwicklung im Denken vieler Menschen in Rumänien stimmt optimistisch. Es entstehen zahlreiche caritative Organisationen, die nicht mehr nur auf Unterstützung aus dem Ausland oder der EU warten, sondern im Land selbst Initiative ergreifen, Ideen entwickeln, wie man Verbesserungen erreichen kann in allen Bereichen.

Wir von Pro Romania werden daher zukünftig den Schwerpunkt unserer Arbeit nach diesen positiven Entwicklungen ausrichten. Wir werden vornehmlich Projekte, die in Rumänien ausgedacht, organisiert und durchgeführt werden, so sie unseren Vorstellungen entsprechen, beratend und gegebenenfalls finanziell unterstützen.
Im Sinne einer besseren Völkerverständigung werden wir unsere Touristikprojekte weiter interessierten und weltoffenen Personen anbieten und durchführen. Im Jahr 2024 fand ein solches mit internationaler Besetzung statt.

Ich wünsche uns auch für die Zukunft den besten Erfolg und hoffe auf Sympathien für unser Projekt „PRO ROMANIA“ aus der Bevölkerung.

Werner, Vorsitzender